Wasserbeschaffung in Äthiopien

Äthiopien – geringe Bildung und Armut

Äthiopien Vielvölkerstaat mit über 80 Ethnien

Äthiopien ist bei den meisten Menschen überwiegend für Armut und Dürre bekannt. Dieses Land wird jedoch für seine sagenhafte kulturelle, geschichtliche und auch landschaftliche Reichtümer mit tiefen Seen und hohen Bergen, Wüsten und Urwäldern unterschätzt.
In der demokratische Bundesrepublik Äthiopien leben über 80 ethnische Gruppen und ebenso viele Sprachen werden dort gesprochen. Das Land hat etwa eine Fläche von 1.104.300 km² und ist damit dreimal so groß wie Deutschland.

Informationen zum Land

Aktuelle Herausforderungen:

  • Armut
  • Geringe Bildung
  • Hungersnot

Äthiopien zwischen Hungerskatastrophe und hervorragendem Kaffee

Äthiopien verbinden wir gemeinhin mit Haile Selassie, der großen Hungerskatastrophe in den 1980er Jahren und einem hervorragenden Kaffee. Was prägt diesen riesigen Vielvölkerstaat, der als Wiege der Menschheit gilt?

KLIMA UND NATURSCHUTZ

Äthiopien liegt in den Tropen. Während andere Regionen eine Verschiebung der Vegetationszonen mit der Himmelsrichtung aufweisen, wechseln diese in Äthiopien vornehmlich mit der Höhenlage.

BILDUNG UND ZUKUNFT

Die meisten Kinder in Äthiopien schließen nicht mal die Grundschule ab und die Analphabetenquote bei der jungen Bevölkerung liegt somit bei 50 %. Die mangelnde Bildung trägt zu der schlechten Entwicklung in Äthiopien bei.

INTEGRATION UND TOLERANZ

Äthiopien ist ein föderaler Staat, welcher seine Aufgaben in dem Aufbau einer effektiven Verwaltung und die Integration zivilgesellschaftlicher Interessen hat.

Derzeitige Lebensbedingungen in Äthiopien

Schule

Das Schulsystem gliedert sich in eine achtjährige Grundschule mit zwei Zyklen, eine zweijährige Mittelschule und eine zweijährige Oberschule. Die meisten Kinder schließen nicht mal die Grundschule ab, so dass 50% der jungen Bevölkerung Analphabeten sind. Lange Schulwege, unpassierbare Wege während der Regenzeit, die familiäre Situation, Kinderarbeit und regionale kämpferische Auseinandersetzungen erschweren einen regelmäßigen, mehrjährigen Schulbesuch mit anschließender Ausbildung. Laut Human Development Report gingen Kinder im Jahr 2015 nur durchschnittlich 2,6 Jahre zur Schule. Unterrichtssprache ist im ersten Zyklus der Grundschule in der Regel die lokale Sprache, danach folgt die Amtssprache Ampharisch. Ist die Regionalsprache bereits Ampharisch, wird direkt Englisch eingeführt.
Mangelnde Bildung ist ein erhebliches Entwicklungshemmnis in Äthiopien. Mit Hilfe internationaler Geber hat sich das Bildungswesen in den letzten 20 Jahren bereits verbessert. Das Bildungsniveau ist trotzdem sehr niedrig und unzureichend. Äthiopien plant den Bau weiterer Universitäten. Der Lehrkräftemangel an Hochschulen wird zurzeit durch Gastdozenten aus Indien gedeckt.

Medizin

Seit gut 20 Jahren hat sich dank des nationalen Health Extension Programms die gesundheitliche Versorgung stark verbessert, da flächendeckend Gesundheitsstationen gegründet wurden. Durch Präventionsmaßnahmen in Form von Impfungen, Schwangerschaftsvorsorgeuntersuchungen, Aufklärung über Hygiene, Verhütung und HIV hat sich die Lebenssituation der Bevölkerung stark verbessert. Dies führte dazu, dass bei sinkender Säuglings- und Kindersterblichkeit, aber gleichbleibend hoher Fertilitätsrate von 4,6 Kinder pro Frau und steigender Lebenserwartung das Bevölkerungswachstum rasant ansteigt. Dabei ist festzuhalten, dass Frauen im urbanen Umfeld nur durchschnittlich 1,3 Kinder zur Welt bringen. Etwa die Hälfte der Bevölkerung ist unter 15 Jahre alt.

Wasser

Laut Welthungerhilfe hat nur jeder dritte Einwohnende Zugang zu sauberem Trinkwasser. Die Lage wird durch anhaltende Dürre und eine damit einhergehende Wasserverknappung und dem Zusammenbrechen der teils vorhanden lokalen Wasserversorgung verschärft. Menschen holen ihr Wasser aus schmutzigen und bakterienverseuchten Tümpeln. An Wasser zur Körperhygiene wird aufgrund der Knappheit und langer Transportwege häufig gespart, was das Risiko für Erkrankungen weiter erhöht.

ErnäHrung

Die Ernährungssituation ist seit jeher von der starken Variabilität der Niederschläge geprägt. In den letzten Jahren wurde die Situation durch den Klimawandel verstärkt. Dürren lassen die Ernte vertrocknen, Fluten schwemmen fruchtbaren Boden und den Anbau weg, Desertifikation macht Landwirtschaft unmöglich und Ereignisse wie die Heuschreckenplage von 2020 führen zum kompletten Ernteausfall. Die ohnehin schon magere Ernte wird durch die rasant steigende Bevölkerung stark beansprucht. Als weiteres Dilemma kommt die Devisenknappheit der Regierung hinzu und der generelle Mangel an Kaufkraft durch schlechte Ausbildung und mangelnde Infrastruktur/ Absatzmärkte. Kriegerische Auseinandersetzung bringen die Selbstversorgung und Lebensmittel-Nothilfe in Teilen des Landes beinahe zum Erliegen. Aktuell betroffen ist vor allem der Norden Äthiopiens.
Seit Jahrzehnten versuchen internationale Hilfsorganisationen mit Nothilfeprogrammen Hungersnöte zu verhindern und Mangelernährung zu mindern. In Verbindung mit unreinem Wasser ist eine schlechte Ernährungssituation vor allem für Kinder oft tödlich.

Geographie

Geographie

Äthiopien ist ein Binnenstaat in Ostafrika, der mit 1.104.300 km² (vgl. WKO Statistik) dreimal größer als Deutschland ist. Die Nachbarländer sind Somalia, Kenia, Südsudan, Sudan, Eritrea und Djibouti. Hauptstadt ist Addis Abeba. Die Bevölkerungszahl wurde 2020 mit 115 Millionen Menschen (vgl. UNRIC) angegeben, wobei 80% in ländlichen Gebieten leben. Addis Abeba zählt mit vier Millionen Einwohnenden zu den afrikanischen Metropolen.

Äthiopien ist das Kerngebiet des ostafrikanischen Grabenbruchs. Das Afar-Dreieck zählt zu den geologisch aktivsten Gebieten der Erde und ist im Fokus zahlreicher Forschungen. Durch vulkanische Aktivitäten und einem Bruch in der Erdkruste sind Gebirge und Hochebenen entstanden. Äthiopien gliedert sich topografisch vornehmlich in drei Höhenlage. Mehr als die Hälfte des Landes liegt über 1200m, etwa ein Viertel auf 1800m und mehr als 5% sogar über 3500m. Damit zählt Äthiopien zu den am höchsten gelegenen Ländern auf dem afrikanischen Kontinent. Das Relief prägt zudem das Klima des Landes und damit auch Wirtschaft und Entwicklungsstand.

Bildung

Geschichte

Äthiopien zählt über 80 Ethnien, was im Laufe der Geschichte bis hin die heutige Zeit immer wieder zu Spannungen führte. Das Land hat vom Königreich, über Kaiserreich bis hin zur Diktatur alle Facetten einer Landesführung erlebt. Offiziell ist es heute eine föderale Demokratie, wird aber unter dem derzeitigen Ministerpräsidenten Abiy Achmed autokratisch und autoritär geführt. Im November 2021 blies er trotz aller internationaler Bemühungen zum Krieg gegen Eritrea und die Volksbefreiungsfront von Tigray. Das Fatale daran ist, dass Achmed sich 2019 für einen Frieden mit Eritrea ausgesprochen hat und dafür den Friedensnobelpreis erhielt.

Der Konflikt beider Länder zieht sich bereits Jahrzehnte hin. Gründe sind die ethnischen Zugehörigkeiten zu den Tigray und ein möglicher Zugang zum Meer über den Hafen von Assab. Die Eskalation erfolgte, als der Ministerpräsident 2020 die Wahlen aufgrund von Covid-19 absagte, was von der Regionalregierung in Tigray und der Partei TPLF (Volksbefreiungsfront von Tigray) als illegal angeprangert wurde. Tigray hielt Wahlen ab, die die TPLF gewann. Dieses eigenmächtige Handeln einer Regionalregierung wurde wiederum von Abiy Achmed als illegal geächtet. Seit Mitte 2020 sind etliche Flüchtlingsströme in der Region unterwegs und es kam bereits zu etlichen Übergriffen auf die Zivilbevölkerung. Gut acht Millionen Menschen sind akut auf Hilfsleistungen angewiesen. Die Versorgung gestaltet sich aufgrund des Bürgerkriegs als höchst schwierig.

Der „good will“ in der wirtschaftlichen und sozialen Weiterentwicklung scheint vergessen und diese Baustellen des Landes sind wie so oft wieder einmal „auf Eis gelegt“.

Faktisch scheint es nicht zu gelingen einen Vielvölkerstaat mit über 80 Ethnien und unzähligen Sprachen zu einer Nation zu einen. Zu viele Interessen und Befreiungsbestrebungen der Volksgruppen prallen aufeinander.

Ökonomie

Ökonomie

Die Wirtschaft ist nach wie vor stark vom landwirtschaftlichen Sektor geprägt. Er macht gut 40% des BIP aus. Etwa 70% der Menschen leben von der Landwirtschaft. Die meisten betreiben dabei eine Subsistenzwirtschaft. Betrachtet man die Anbauflächen, gehören einigen wenigen Investoren die größte Fläche. Früher gehörten alle Flächen dem Staat, seit etwa 2015 werden sie privatisiert.

Aufgrund mangelnder Bildung und einer instabilen politischen Lage ist ein struktureller Wandel in nächster Zeit nicht zu erwarten.

Äthiopien zählt zu den ärmsten Ländern der Erde. Auf dem Entwicklungsindex steht es auf Platz 173 von 189 (vgl. GIZ). 30 – 50% der Bevölkerung lebt unter dem Existenzminimum. Das BIP-pro-Kopf wurde 2020 mit 994 US-$ angegeben.

Der Kaffee-Export bestimmt etwa 60% der Deviseneinnahme des Landes aus. Bricht der Weltmarktpreis für Kaffee zusammen, steigt das Handelsbilanzdefizit und treibt Äthiopiens Schuldenberg weiter in die Höhe.

Eigentlich gibt es viele gute Vorrausetzungen für eine stärker prosperierende Wirtschaft. Dazu zählen fruchtbare vulkanische Böden, Vorkommen von Bodenschätzen wie Gold oder Platin, und eine große Fläche. Dank vieler nationaler und internationaler Bemühungen lag das Wirtschaftswachstum um 2015 herum sogar im zweistelligen Bereich und gehörte zu den größten der Welt. Der Tigray-Konflikt und die zunehmend instabile Lage stören diesen Wachstumstrend nun erheblich. Hinzu kommen die üblichen Hemmnisse: schwach ausgebaute Infrastruktur, hohe Inflationsrate, niedriges Bildungs- und Ausbildungsniveau, Desertifikation durch Abholzung, Klimawandel, zu große Herden und zu schnelle Fruchtfolgen.

Was bedroht die Menschen in dem Land?

Die Menschen sind vor allem durch die schwierige klimatische Situation, Armut, geringe Bildung, Desertifikation und kriegerische Auseinandersetzungen bedroht.

Hunger ist für einen Großteil der Bevölkerung ein prägendes Thema. Die große Not zusammen mit geringer Bildung und dem Bevölkerungsdruck führt zum Beispiel zur Übernutzung der Agrarfläche, Abholzung von Wäldern und in guten Zeiten zu großen Viehherden. Dies trägt wie auch in anderen Gebieten der Sahelzone zur Desertifikation, einer praktisch irreparablen Bodenschädigung, bei. Desertifikation schmälert die landwirtschaftliche Nutzfläche und führt zum Absinken des Grundwasserspiegels, der normalerweise durch den Wurzelsog der Bäume auf einem gewissen Niveau gehalten wird. Eine fehlende Pflanzendecke führt zudem bei Starkregenereignissen zu schnell abfließenden Wassermassen, die andernorts Ernte und fruchtbaren Boden mitreißen. Durch Not und Bildungsmangel wissen sich die Menschen jedoch häufig nicht anders zu helfen. Sie tun, was sie tun. Ein Teufelskreis entsteht, den es zu durchbrechen gilt.

Als zweite große Bedrohung kommen in neuerer Zeit wieder kriegerische Auseinandersetzungen und Flüchtlingsströme hinzu, die ein normales Wirtschaftsleben vor allem im Norden des Landes unmöglich machen.

Unterschiede in den Regionen des Landes

Die größte Bevölkerungsgruppe stellen die Oromos (ca. 35%), gefolgt von Ampharen (ca. 30%) und Tigray (6%). Da die Ampharen seit dem 19. Jahrhundert politisch und kulturell in den Vordergrund traten, wurde Ampharisch die Amtssprache. Ampharen und Tigray sind traditionell im Norden ansässig und überwiegend Anhänger des Christentums, Oromo siedeln im Südwesten und sind Muslime. Eine weitere große Gruppe machen die Somalis im Südosten des Landes aus.

Die politischen Probleme im Land rühren vor allem von dem Wunsch nach Vormachtstellung einzelner Ethnien her. Lange Zeit stellten die Tigray die Regierung. Das Land wurde autoritär bis diktatorisch geführt. Mit der Wahl des derzeitigen Ministerpräsidenten Abiy Achmed gelangten die Oromos an die Macht. Die Machtkämpfe sind immer wieder durch Sympathiebekundungen von Nachbarländern beeinflusst, wobei die Anrainerstaaten letztlich auch ein Konglomerat von Ethnien sind. Dennoch entsteht so aus einem innerpolitischen Konflikt und Bürgerkrieg eine kriegerische Auseinandersetzung über die Landesgrenzen hinaus. Die Kluften zwischen den Ethnien sind teilweise so tief bzw. werden durch die kriegerischen Auseinandersetzungen so hochgeschaukelt, dass es zu Menschenrechtsverletzungen und Gräueltaten kommt.

Quellen:

Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH, URL: https://www.giz.de/de/weltweit/336.html (Stand: 31.12.2020)

Vereinte Nationen, UNRIC – Regionales Informationszentrum der Vereinten Nationen; URL: https://unric.org/de/aethiopien10012022/ (Stand: 10.01.2022)

Wirtschaftskammer Österreich – Abteilung für Statisitk; URL: https://wko.at/statistik/laenderprofile/lp-aethiopien.pdf (Stand: Oktober 2021)