Slums in Benin

Benin Unterernährung und Kriminalität

Benin – Wettlauf gegen das Bevölkerungswachstum

In die Presse gelangt ist das westafrikanische Land Benin in der jüngeren Vergangenheit vor allem wegen der historischen Bronzefiguren, die dort gegen Ende des 19. Jahrhunderts von europäischen Soldaten gestohlen und an Museen und Sammler in Europa und den USA verkauft wurden. Alleine in Deutschland gibt es mehr als 1000 Exemplare. Mit der Unterzeichnung einer Absichtserklärung durch das deutsche Außenministerium wurde im Oktober 2021 der erste juristische Schritt zur Rückgabe der Raubkunst getan. Bei aller medialen Aufmerksamkeit etwa in Deutschland für dieses Thema haben die meisten Menschen in Benin andere, jedenfalls drängendere Sorgen.

Informationen zum Land

Aktuelle Herausforderungen:

  • Verschmutztes Trinkwasser
  • Unterernährung
  • Kriminalität

Benin - ein Überblick

Das westafrikanische Land Benin liegt am Golf von Guinea. In Benin leben heute etwa zwölf Millionen Menschen (vgl. bpb), das sind viermal so viele wie im Jahre 1980. Die Bevölkerung ist ethnisch nicht homogen, sondern es gibt Volksgruppen wie die Dendi, die Fulbe, die Bariba, die Fon, die Adja und die Yoruba. Die größte Volksgruppe von mehr als 50 sind mit einem Anteil von 40 Prozent die Fon (vgl. hilf-benin). Viele ethnische Gruppen haben sich ihre kulturellen Eigenheiten bewahren können.

Klima und Naturschutz

Der jährliche Temperaturdurchschnitt in Benin liegt bei 33 Grad und ist somit sehr warm. Es gibt nur wenige tropische und schwüle Monate. Die Land- und Forstwirtschaft steuern in Benin insgesamt 38 Prozent zum Bruttonationaleinkommen bei und sind somit unverzichtbar für die Wirtschaft.

Bildung und Zukunft

In Benin herrscht eine mangelhafte Schulbildung, trotz das die Grundschulen kostenlos und immer stärker genutzt werden. Teilweise sind die Schulen in einem baulichen sehr schlechten Zustand. Die Alphabetisierungsrate beträgt bei den Männern 54 Prozent und bei den Frauen 31 Prozent.

Integration und Toleranz

Eines der grundlegenden Querschnittsthemen des PA3D-Programms in Benin betrifft die Bemühungen um die Verringerung der Ungleichheiten zwischen Männern und Frauen und den Zugang von Frauen zu produktiven Tätigkeiten, die geeignet sind, ihre Anfälligkeit und ihre Ernährungsunsicherheit zu verringern.

Derzeitige Lebensbedingungen in Benin

Schule

Als eines der Haupthindernisse der wirtschaftlichen Entwicklung gilt die mangelhafte Schulbildung. Die Grundschulen in Benin sind zwar kostenlos und werden immer stärker genutzt, die Einschulungsrate liegt bei 97 Prozent. Die Alphabetisierungsrate beträgt aber immer noch bei den Männern nur 54 Prozent, bei den Frauen nur 31 Prozent. Manche Schulen sind baulich in einem sehr schlechten Zustand. Vor allem Frauen und Mädchen brechen die Schullaufbahn häufig vorzeitig ab, insgesamt hören 20 Prozent aller Kinder mit der Grundschule ohne Abschluss auf.

Nachdem Patrice Talon 2016 zum Präsident gewählt worden war, legte die Regierung großen Wert auf Bildung und Berufsausbildung. Als erste Schritt wurden über 3600 neue Grundschullehrer eingestellt. Aber nach wie vor fehlen Schulen und Lehrer. Es gibt abgelegene Dörfer, in denen überhaupt keine Schule ist.

Medizin

Auch im Gesundheitsbereich ist der Handlungsbedarf groß, wie sich unter anderem aus einer Kindersterblichkeit von neun Prozent und einer Lebenserwartung von nur 61 Jahren. Das unzureichende Gesundheitssystem hat gravierende Folgen, viele Menschen sterben an Gelbfieber, Typhus und Malaria. Diese ließen sich bei guter Vorsorge vermeiden und bei einer vernünftigen Gesundheitsversorgung auch behandeln. Und wenn es eine Gesundheitsversorgung gibt, kann sie sich nicht jeder leisten – die Kosten für medizinische Behandlungen sind so hoch, dass für ärmere Menschen ein Arztbesuch unbezahlbar ist.

Wasser

Schlüsselproblem ist das Trinkwasser. 30 Prozent der Menschen in Benin hat keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Schlechtes Wasser wiederum ist für viele Fälle von Magen-Darm-Erkrankungen verantwortlich. Diese wiederum führen zu Verdienstausfall und verschärfen die Armut. Diese Probleme wiederum hemmen ebenfalls die wirtschaftliche Entwicklung – die Unternehmen investieren nicht, wo es keine gesicherte Wasserversorgung gibt.

Das Beispiel Wasser zeigt, wie viele Entwicklungsprobleme zusammenhängen. Wasser ist knapp, und auf dem Land müssen Mädchen oft drei bis vier Stunden zur nächsten Quelle laufen – und das täglich. Zeit für die Schule haben sie dann oft nicht mehr. Es liegt auf der Hand: Könnte die Wasserversorgung verbessert werden, verbessert dies die finanzielle Situation vieler Familien, ermöglicht mehr Kindern den Schulbesuch und erleichtert Investitionen.

ErnäHrung

In Benin sind etwa 40 Prozent der Kinder unter fünf Jahren unterernährt. Gerade im ländlichen Raum im Norden leidet die Bevölkerung unter einseitiger und ungesunder Ernährung. Ursachen für unzureichender Ernährung sind mangelnder Zugang und fehlende Verfügbarkeit von nährstoffreichen Nahrungsmitteln. Zudem ist das Wissen über gesunde Ernährung und die Zubereitung von Nahrungsmitteln meist nicht vorhanden. Es kommt immer wieder zu Mangelernährung von Kleinkindern, die dann wiederum in medizinischen Zentren behandelt werden müssen.

Geographie

Geographie

Benin liegt am Golf von Guinea, hat also eine Küste am Atlantischen Ozean. Die Nachbarländer sind Togo und Burkina Faso im Westen, Niger im Norden und Nigeria im Osten. Das Land umfasst eine Fläche von etwa 115.000 km² (vgl. bpb).

Geografisch lässt sich Benin in fünf Naturräume aufteilen. Im Norden gibt es Sümpfe und Reste tropischer Wälder, an der Grenze zu Niger liegt ein gemeinsamer Nationalpark, in Richtung Togo das Atakora-Gebirge. Im Zentrum des Landes gibt es eine ausgedehnte Savannenlandschaft, die landwirtschaftlich genutzt wird. Die Küste schließlich ist flach und sandig und schließt Gezeitensümpfe und Lagunen ein.

Bildung

Geschichte

Benin ist ein Überbleibsel des Königreiches Dahomey, das sich vom 17. Jahrhundert an vom heutigen Ghana bis ins westliche Nigeria ausdehnte. Die Könige dieses Reiches hatten nicht nur eine große politische Macht, sondern wurden auch quasi-religiös verehrt. Sie entstammten dem eingewanderten Volk der Adja.

Die Könige hatten auch das Monopol auf den Handel; auch auf den Sklavenhandel, der sich im Kontakt mit den Europäern entwickelte. Zum Wohlstand des Landes trug die Besteuerung der gut funktionierenden Landwirtschaft bei. Aus dieser Tradition stammen auch die eingangs erwähnten Bronzeskulpturen.

Im Jahre 1805 besetzten französische Truppen das Land. 1814 musste Frankreich das Land nach der Niederlage im britisch-französischen Kolonialkonflikt abgeben, bekam es aber um 1830 wieder zurück. 1890 fassten die Franzosen ihre Kolonien in der Region unter der Bezeichnung Französisch-Westafrika zusammen.

Benin erlangte im Jahre 1960 noch unter dem Namen Dahomey die Unabhängigkeit von Frankreich. Es folgten wechselvolle, instabile Jahre. Acht Militär- und Zivilregierungen folgten aufeinander. 1972 gelangte Mathieu Kérékou durch einen Militärputsch an die Macht und verfolgte eine diktatorische und marxistisch-leninistische Politik. Er verstaatliche die Unternehmen und führte ein Einparteiensystem ein. 1975 wurde das Land in Volksrepublik Benin umbenannt.

Die Entschärfung und das Ende des Ost-West-Konflikts brachte auch für Benin eine Wende. In den späten 1980er Jahren zog sich die Sowjetunion politisch und finanziell immer mehr zurück. Das Land war wirtschaftlich ruiniert und stand am Rande eines Bürgerkrieges. Unter dem Eindruck zunehmender Unruhen in der Bevölkerung wurde schließlich eine Nationalkonferenz einberufen, die Richtlinien für einen demokratischen Wandel und die Einführung der Marktwirtschaft festlegte. Bei den ersten Wahlen 1991 mit mehreren Parteien wurde Nicéphore Dieudonné Soglo Präsident. Es folgte ein kontinuierlicher Reformprozess mit freien Wahlen und gesicherten Grundrechten. Kérékou gelangte zwar bei Wahl 1996 wieder an die Macht, konnte aber 2006 nicht noch einmal antreten.

Ökonomie

Ökonomie

Etwa die Hälfte der Bevölkerung lebt in Armut. Das Bruttosozialprodukt ist mit 15,7 Milliarden (2020) so niedrig, dass Benin zu einem der ärmsten Länder der Welt gerechnet werden muss. Die Regierung hat sich zum Ziel gesetzt, die Armut bis zum Jahre 2025 zu reduzieren, außerdem soll die Versorgung mit sauberem, Wasser und mit elektrischem Strom ausgebaut werden. Tatsache ist aber, dass dies in den vergangenen Jahren nicht gelungen ist

Ein besonderes soziales Problem ist der Kinderhandel; insbesondere im benachbarten Nigeria werden viele Jungen und Mädchen aus Benin als Arbeitssklaven eingesetzt. Dabei ist der Handel mit Kindern durchaus verboten, dies wird aber nicht mit der nötigen Vehemenz durchgesetzt.

Ausgangspunkt ist die Armut in vielen Familien. Eltern überlassen, weil sie mit falschen Versprechungen gelockt werden oder weil sie sich davon eine Entlastung in einer bedrückenden Situation versprechen, ihre Kinder Verwandten oder gar Händlern, die sie als Arbeitskräfte in eine Stadt oder gar ins Ausland vermitteln. In der Folge kommt es zu Ausbeutung und sexuellem Missbrauch. Viele Kinder fliehen aus dieser Situation und leben auf der Straße. Dann sind oft Kriminalität und Prostitution die einzigen Möglichkeiten, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten.

Die Mehrheit der Bewohner Benins wohnt auf dem Land, weithin dominiert die Subsistenzwirtschaft. Die Menschen leben also von dem, was sie selbst anbauen und ernten. Wer im landwirtschaftlichen Sektor gegen Bezahlung arbeitet, bekommt nur einen niedrigen Lohn. Außerdem sind die natürlichen Lebensgrundlagen bedroht – die Böden sind oft ausgelaugt, die einst fischreichen Lagunen an der Küste sind überfischt. 

Benin ist im westafrikanischen Vergleich zwar ein bedeutender Produzent von Baumwolle, im Weltmarkt fällt dies aber nicht ins Gewicht. Die Baumwollbauern in Benin können gegen die großen und subventionierten Produzenten in anderen Ländern nicht ankommen. Exportiert werden neben Baumwolle noch Kakao, Kaffee und Palmöl.

Die Industrie ist schwach entwickelt, als Hemmschuh gilt die weithin fehlende Privatisierung der Unternehmen. Dazu kommen ineffiziente Verwaltungsstrukturen, mangelnde Rechtssicherheit und Korruption, sodass das Wachstum der Wirtschaft mit dem der Bevölkerung nicht mithalten kann.

Politik

Politik

Benin gilt über eine Reihe von Jahren als Beispiel einer funktionierenden Demokratie. Der derzeitige Präsident Patrice Guillaume Athanase Talon, im Amt seit 2016, wurde zuletzt im April 2021 für eine zweite Amtszeit bestätigt. Er ist gleichzeitig Staatsoberhaupt und Regierungschef. Nach seinem Amtsantritt erklärte die Regierung die Bekämpfung der Korruption zu einem ihrer vorrangigen Ziele.

Als positiv wird allgemein die Dezentralisierung in einem Staat beurteilt, der am Ende der Kolonialzeit strikt zentralistisch organisiert war. Im Jahre 2002 gab es die ersten Kommunalwahlen, in der Folgezeit wurden den Kommunen Schritt für Schritt Zuständigkeiten übertragen. Allerdings fehlen ihnen qualifiziertes Personal und finanzielle Mittel, um die Spielräume nutzen und die gestellten Anforderungen erfüllen zu können. Immerhin, die Rolle der Kommunen als Akteur im politischen System wird wahrgenommen; mehr und mehr haben die politischen Führungskräfte des Landes Erfahrungen in der Kommunalpolitik gesammelt.

Aber die demokratischen Standards sind inzwischen wieder stark eingeschränkt. Nicht nur sind die beiden einzigen Parteien im Parlament Anhänger des Präsidenten, auch im Obersten Gerichtshof haben seine Gefolgsleute das Sagen. Dazu kommen erhebliche Einschränkungen der Pressefreiheit. Eine Belastung kann werden, dass entscheidende Fragen aus dem Blickwinkel der ethnischen oder regionalen Zugehörigkeiten entschieden werden – dauerhaft kann so etwas die Einheit eines Staates nachhaltig untergraben. Dass das Justizsystem für Korruption sehr anfällig ist, wirkt in die gleiche Richtung.

Präsident Talon hatte 2016 auch angekündigt, dass er nur eine Wahlperiode im Amt bleiben und eine Regierung des Umbruchs anführen wollte. Die Begründung einer zweiten Kandidatur, der Umbruch sei noch nicht abgeschlossen, wurde nicht von allen Wählern akzeptiert. Dass solche Vorgänge ebenfalls das Vertrauen in das politische System und die Demokratie insgesamt in Frage stellen können, liegt auf der Hand.

Politik im Jahr 2019

Ein Problem ist das 2019 für die Präsidentschaftswahlen eingeführte Patensystem. Demnach wird nur als Kandidat zugelassen, wer die Unterstützung von zehn Prozent der Bürgermeister und der Parlamentarier hat. Prompt wurden für die letzte Wahl 17 Bewerber abgelehnt. Begründet wurde die Reform mit der Absicht, der politischen Zersplitterung entgegenzuwirken. Zugelassen wurden nur drei Kandidaten,  was sich auch in einer niedrigen Wahlbeteiligung von 27 Prozent niederschlug. Viele hatten die Wahl bewusst boykottiert. In diesem Zusammenhang kam es Spannungen und Auseinandersetzungen.

Seit der Reform von 2019 gehören der Nationalversammlung nur noch zwei Parteien an, beide sind regierungsnah. Es handelt sich um den „Bloc Républican“ und die „Union Progressiste“. Inzwischen sind zwar wieder 14 Parteien zugelassen, vor der Reform aber waren es 278 Parteien und politische Bündnisse.

Wirtschaft & Toursimus

Wirtschaftlich spielt der Hafen von Cotonou für Benin eine überragende Rolle – die meisten der dort ankommenden Waren sind für Nigeria bestimmt. Auch für Mali, Burkino Faso und Mali ist Benin ein wichtiges Transitland. Wegen dieser Verflechtungen ist Benin sehr aktiv sowohl in der Handelspolitik in der Region als auch in den Beziehungen zur Europäischen Union.

Im Norden des Landes spielt der Tourismus eine gewisse Rolle, dort befindet sich der Pendjari-Nationalpark. In jüngster Zeit hat es dort Anschläge dschihadistischer Gruppen gegeben, was für den Tourismus natürlich ein großes Problem ist. Das gilt ebenfalls für Vorfälle wie die Entführung zweier Touristen aus Frankreich in der gleichen Region im Jahre 2019.

Quellen:

bpb: Bundeszentrale fuer politische Bildung: Benin; URL: https://www.bpb.de/nachschlagen/lexika/kosmos-weltalmanach/65640/benin (zuletzt aufgerufen am 28.01.2022)

Hilf Benin! Informationen über Benin; URL: https://hilf-benin.de/index.php/informationen/benin (zuletzt aufgerufen am 28.01.2022)