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Mali internationale Intervention

Mali – ein Staat am Rande des Scheiterns

Der Blick westafrikanische Land Mali hat aus deutscher Perspektive einen besonderen Akzent. Denn dort sind deutsche Truppen im Einsatz, und es handelt sich um einen nicht umumstrittenes Engagement. Die einen plädieren für einen Rückzug mit der Begründung, was in Afghanisatn gescheitert sei, könne in Mali nicht gelingen. Die anderen sagen, nur der Einsatz internationaler Truppen halte das Staatswesen überhaupt noch zusammen. Heute, Ende 2021, ist das weder in der einen noch in der anderen Richtung entschieden. Die politische Situation sei verfahren – Themen wie wirtschaftliche Entwicklung, Bekämpfung der Armut sowie Verbesserung der Gesundheits- und Bildungssysteme genießen somit gezwungenermaßen nur eine geringere Aufmerksamkeit.

Informationen zum Land

Aktuelle Herausforderungen:

  • Hunger
  • Dürre
  • Terroranschläge

Mali – ein Staat am Rande des Scheiterns

Im westafrikanische Land Mali sind deutsche Truppen im Einsatz. Das ist nicht unumstritten. Die politische Situation ist verfahren – Themen wie wirtschaftliche Entwicklung, Bekämpfung der Armut sowie Verbesserung der Gesundheits- und Bildungssysteme genießen somit gezwungenermaßen nur eine geringere Aufmerksamkeit.

KLIMA UND NATURSCHUTZ

Mali ist ein Binnenland im nordwestlichen Afrika und gehört zur Sahel-Zone. Fast zwei Drittel des Landes sind Wüste. Im südlichen Teil gibt es aber vom Niger geprägte Feuchtgebiete, die für den Ackerbau und als Weideflächen genutzt werden. Dort ist das Klima feucht-heiß, während im Norden ein trockenes Wüstenklima vorherrscht. Die Regenzeit beginnt im Juni und endet im September, dann kommt es zu Überschwemmungen und Erdrutschen.

BILDUNG UND ZUKUNFT

Die Bildung weist die für viele afrikanischen Länder typischen Defizite aus – nicht jeder hat überhaupt Zugang, die Ressourcen sind begrenzt, die erreichten Standards schlecht. In Mali kommt hin, dass die bewaffnet ausgetragenen Konflikte die Situation noch verschlechtern oder wenigstens Verbesserrungen behindern. Das gilt sowohl für die eigenen Anstrengungen wie auch für die Hilfsbemühungen von außen.

INTEGRATION UND TOLERANZ

In Mali leben rund 20 Millionen Menschen, die Bevölkerung wächst um drei Prozent jährlich. Sie ist ausgesprochen vielfältig, die ethnischen Gruppen unterscheiden sich kulturell deutlich. Der größte Teil gehört mit einem Anteil von 45 Prozent zu den Mande-Völkern, dabei haben alleine die Bambara einen Anteil von 35 Prozent. 21 Prozent entfallen auf diverse Sudan-Völker, die Volta-Völker machen noch einmal 12 Prozent der Bevölkerung aus. Mit einem Anteil von mehr als 90 Prozent machen die Moslems die am weitesten verbreitete Religionsgemeinschaft aus.

Derzeitige Lebensbedingungen in Mali

Schule

Weniger als 70 Prozent der Kinder gehen in die Grundschule, nur die Hälfte schließen sie auch ab. Fast zwei Drittel der erwachsenen Bewohner:innen können weder lesen noch schreiben. Die Reformbedürftigkeit ist unbestritten, die allgemeine Situation lässt aber keine größeren Schritte zu.

Medizin

Die Gesundheitsversorgung ist schlecht. Fast 80 Prozent der Bewohner:innen haben keine angemessene Sanitärversorgung, sehr viele haben auch keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Die durchschnittliche Lebenserwartung beträgt auch deshalb nur 59 Jahre. Hauptursache für eine hohe Kindersterblichkeit sind Durchfall und Malaria – etwa ein Fünftel der Kinder erleben ihren fünften Geburtstag nicht.

Wasser

In den letzten 20 Jahren wurden große Anstrengungen unternommen, die Wasserversorgung der Bevölkerung zu verbessern. Vor allem durch den Bau von Brunnen hatten im Jahr 2007 60 % der Bevölkerung Zugang zu sicherem Wasser, während es 1987 noch 30 % waren. Parallel dazu schrumpfte der Anteil der Menschen ohne Zugang zu Latrinen auf 20 %, was deutlich weniger ist als in den Nachbarländern. Das Bevölkerungswachstum und die schnelle Urbanisierung bringen die Infrastruktur an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit und die Qualität des Zugangs zu Wasser ist auf dem Land nach wie vor deutlich schlechter als in der Stadt.

ErnäHrung

Die Hauptnahrungsmittel in Mali sind die Getreide Hirse, Sorghum, Reis, Fonio und Mais. Dabei wird Reis in Mali angebaut oder importiert, er ist auf dem Land allein zu besonderen Anlässen auf dem Teller, jedoch fast zur Hälfte in der Stadt. Das Getreide wird zum Frühstück als Brei, womöglich mit Milch und Zucker, zubereitet und in wohlhabenden Haushalten um Brot ergänzt. Zum Mittag- und Abendessen werden Hirse oder Reis zusammen mit einer schweren Sauce aus Öl, Gemüse und/oder Baobab-Blättern gegessen. Fleisch und Fisch findet sich lediglich bei den reichsten Maliern regelmäßig in dieser Sauce. 

Geographie

Geographie

Mali ist ein Binnenland im nordwestlichen Afrika und gehört zur Sahel-Zone Nachbarländer sind Senegal, Mauretanien, Algerien, Niger, Burkina Faso und Côte d’Ivoire (Elfenbeinküste). Es erstreckt sich über eine Fläche von 1,24 Millionen Quadratkilometern und ist damit viermal so groß wie Deutschland.

Fast zwei Drittel des Landes sind Wüste. Im südlichen Teil gibt es aber vom Niger geprägte Feuchtgebiete, die für den Ackerbau und als Weideflächen genutzt werden. Dort ist das Klima feucht-heiß, während im Norden ein trockenes Wüstenklima vorherrscht. Die Regenzeit beginnt im Juni und endet im September, dann kommt es zu Überschwemmungen und Erdrutschen. Staub- und Sandstürme gibt es zu allen Jahreszeiten.

Bildung

Geschichte

Wie die meisten Staaten Afrikas ist Mali in seiner heutigen Größe erst durch Grenzziehungen im Zeitalter des Kolonialismus entstanden. Frankreich besetzte das Gebiet des heutigen Mali in den 1880er Jahren vor allem, um andere Kolonialmächte aus dieser Region zu drängen, außerdem hatten französische Händler ein Interesse an dem Gebiet. Vor allem ging es darum, die Bevölkerung unter anderem durch Zwangsarbeit dazu zu bringen, Waren für den internationalen Markt herzustellen. Die Epoche des Kolonialismus endete für Mali erst mit seiner Unabhängigkeit im Jahre 1960.

Die Geschichte der Region beginnt natürlich nicht mit dem Kolonialismus.
Bekannt ist etwa, dass um 300 vor Christus im Bereich des Binnendeltas des Niger schon eine Stadtkultur bestand. Vom 4. bis zum 11. Jahrhundert war das Ghana-Reich dominierende Kraft im südlichen Teil des heutigen Mali, dem folgte das islamische Mali-Reich, das seinerseits vom prosperierenden Songhay-Reich abgelöst wurde. Mit dem Ende des 16. Jahrhunderts war die Zeit dieser großen, recht weit entwickelten Reiche vorbei; es folgten kleinere und bedeutend schwächere Herrschaften.

Bald nach der Selbstständigkeit erlangte die Volksgruppe der Bambara aus dem Süden des Landes die politische, wirtschaftliche und militärische Dominanz. Viele Tuareg aus dem Norden Malis haben sich damit nie abgefunden – diese Hypothek belastet das Land nach wie vor. Ebenfalls gleich nach Erlangung der Selbstständigkeit Malis im Jahre 1960 eilte die Sowjetunion dem Land militärisch zu Hilfe – was dazu führte, dass es dort bis heute für Russland gewisse Sympathien gibt. Noch ganz aktuell wurde von Seiten der malischen Regierung Russland als „historischer Partner“ bezeichnet.

So ist es keine Überraschung, dass unter dem ersten Präsidenten Mobido Keita eine dezidiert sozialistische Politik verfolgt wurde. Keitas Politik wurde umso repressiver, je mehr die wirtschaftliche Lage sich verschlechterte – und so kam es 1968 zu einem Putsch des Militärs um Moussa Traoré. Freilich konnte der als Präsident die wirtschaftliche Lage auch nicht verbessern, weitere Belastungen für ihn waren mehrere Naturkatastrophen, Aufstände der Tuareg und bewaffnete Grenzkonflikte mit Burkina Faso. Folge war ein neuer Staatsstreich im Jahre 1991. Nach ersten freien Wahlen 1992 gab es zwar Reformen in Verwaltung und Justiz, es folgte eine gewisse Stabilisierung. Der Demokratisierungsprozess wurde als mustergültig gelobt. An Armut und Korruption änderte sich jedoch nichts. Und das Problem der Tuareg blieb ungelöst.

Ökonomie

Ökonomie

Mali gehört zu den zehn ärmsten Ländern der Welt überhaupt. Über die Hälfte der Bevölkerung lebt unter der Armutsgrenze, ein Drittel ist unterernährt. Etwa 56 % der Bewohner:innen leben auf dem Land. Die Landwirtschaft ist der wichtigste Wirtschaftszweig, dort arbeiten 75 % der Menschen. Es gelingt damit aber nicht, die Ernährung aller zu sichern. Vor allem hält die Produktion nicht mit dem Bevölkerungswachstum Schritt.

Notwendig wäre, die Landwirtschaft weniger anfällig für die Folgen von Dürre und Extremwetterlagen zu machen.
Schlüssel für eine ertragreiche Landwirtschaft ist die Versorgung mit Wasser. Mit einfachen Bewässerungstechniken könnten 2,2 Millionen Land für den Ackerbau mobilisiert werden, gelungen ist das bislang nur bei 380.000 Hektar. Dabei verfügt Mali über große Wasserreserven, könnte also einen viel größeren Beitrag zur Lebensmittelversorgung der gesamten Region leisten.

Dabei befeuern sich in Mali wirtschaftliche und politische Probleme gegenseitig. Wo versucht wird, mit Waffengewalt einen islamischen Gottesstaat aufzubauen, kann niemand kontinuierlich Landwirtschaft betreiben, um sich ein Einkommen und dem Land Nahrungsmittel zu verschaffen. Und die fehlenden wirtschaftlichen Perspektiven wiederum veranlassen so manchen, sich den islamistischen Separatisten anzuschließen.

Zu den Problemen, die eine positive Entwicklung des Landes bremsen, gehören bestimmte geradezu archaisch anmutende Strukturen. So ist zum Beispiel in der Region Kayes die Praxis der Sklaverei durch Abstammung immer noch weit verbreitet. Manche Betroffene fliehen, fristen als Binnenflüchtlinge in der Hauptstadt oder anderswo ärmliche Existenzen. Die Behörden stellen sich blind, vor Gericht kommt kaum einmal ein Fall.

Auch der Klimawandel macht dem Land sehr zu schaffen. Bereits seit den 1960er Jahren steigen die Temperaturen an, Dürreperioden werden immer häufiger. Die Folgen sind der Rückgang landwirtschaftlich nutzbarer Flächen und versiegende Wasserquellen – das muss bei einer stark wachsenden Bevölkerung zu Konflikten führen. Von Hunger und Armut bedrohte Menschen sind leicht für extremistische Anschauungen zu gewinnen, beschreibt das Stockholmer Friedensforschungsinstitut SIPRI den Zusammenhang zwischen Klimawandel und politischer Instabilität.

Illustrieren lässt sich dies durch die Konflikte zwischen den sesshaften Bauern aus den Ethnien der Bambara und Dogon auf der einen und den nomadisch lebenden Fulani im Zentrum des Landes. Dort geht es um den Zugang zu Wasser und Weideland. Die Situation wird eskaliert durch das Bevölkerungswachstum und die fortschreitende Wüstenbildung, was die Ressourcenkonflikte verschärfte.

Exportieren kann Mali vor allem Baumwolle und Gold, wobei die stark schwankenden Weltmarktpreise ein Entwicklungshemmnis ist. Mali ist der weltweit viertgrößte Goldexporteur überhaupt. Möglichkeiten böten die bislang kaum genutzten Vorkommen an Bauxit, Marmor, Uran, Eisenerz, Mangan, Phosphat und Diamanten, auch die Erdölreserven im Norden des Landes. Doch die instabile Sicherheitslage lässt es nicht zu, diese Bodenschätze auch zu nutzen.

Politik

Herausforderung politische Stabilität

2012 zeigte sich, dass an der Stabilität in Mali vieles nur Fassade war. Separatistische Tuareg und islamistische Extremisten hatten sich miteinander verbündet. Diese Kräfte brachten zunächst den Norden des Landes, dann auch zentraler gelegene Regionen unter ihre Kontrolle. Dabei wurde die reguläre Armee überrannt. Dies wurde in der Bevölkerung als tiefe Schmach empfunden. Teile der Armee waren noch in der Lage, einen erneuten Putsch zu inszenieren. Der Putsch zeigte, dass der gesellschaftliche Rückhalt der staatlichen Institutionen Malis zu schwach war.

Die Tatsache, dass bei den Aufständischen im Norden inzwischen islamistische Extremisten das Sagen hatten, löste international erhebliche Besorgnis aus. Als die Separatisten aus dem Norden sich anschickten, auch den Süden zu erobern, rief der damalige Übergangspräsident Dioncaunda Traoré die ehemalige Kolonialmacht Frankreich um Hilfe. Frankreich hatte auf ein größeres internationales Bündnis gehofft; es waren 2013 aber vor allem französische Kräfte, die die Islamisten besiegten. Erst dann gab es ein Mandat der UNO für eine Friedenstruppe, die die Lage stabilisieren sollte.

Derweil kam im August 2013 eine demokratisch legitimierte Regierung ins Amt, es gelang also schnell eine Rückkehr zu einer verfassungsmäßigen Ordnung – zumindest scheinbar. Denn die herrschenden Eliten fielen schnell in die alten Muster von Korruption und Vetternwirtschaft zurück. Die 2018 wiedergewählte Regierung verfolgte zwar die Strategie, durch die Dezentralisierung auch der politischen Macht die Verständigung und die Versöhnung zwischen den Bevölkerungsgruppen vorantreiben zu können. 

Abgesichert werden sollte dies bereits 2015 durch ein „Abkommen für Frieden und Verständigung in Mali“. Beteiligt waren die Regierung, ein Bündnis von auf Selbstständigkeit des Nordens bedachter Tuareg-Gruppen und die sogenannte Plattform, die verschiedene ethnische Gruppen zusammenfasst und die Einheit des Landes erhalten möchte. Aber verschiedene islamistische Gruppen bestreiten bis heute die Gültigkeit des Abkommens. Umgekehrt hatte allerdings auch Präsident Kaita dieses Abkommen nur widerwillig unter internationalem Druck unterschrieben und sabotierte die Umsetzung.

Der militärische Sieg Frankreichs von 2013 war nicht nachhaltig. Zwar wurde die territoriale Herrschaft der Rebellen gebrochen; Versuche, einen islamischen Staat zu errichten, hatten keinen dauerhaften Erfolg. Die Niederlage der Aufständischen war so unvollständig, dass sie sich seither mit Überfällen, Entführungen, Drogenschmuggel, Waffenhandel und anderen kriminellen Machenschaften beschäftigen können. Den französischen Truppen gelang es nicht, der asymmetrischen Kriegsführung, bestehend aus Anschlägen und Überfällen, adäquat zu begegnen.

Quellen:

deutschlandfunk. Mali und die Macht der Religiösen; URL: https://www.deutschlandfunk.de/mali-und-die-macht-der-religioesen-100.html#:~:text=In%20Mali%20bekennen%20sich%20mehr,lange%20Tradition%20im%20Land%20hat. (Stand: 23.07.2013)

goruma. Mali: Geografie und Landkarte; URL: https://www.goruma.de/laender/afrika/mali/landkarte-geografie (zuletzt augerufen am 29.01.2022)

statista. Mali: Gesamtbevölkerung von 1980 bis 2017 und Prognosen bis 2026 (in Millionen Einwohner); URL: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/250136/umfrage/gesamtbevoelkerung-in-mali/ (Stand: 21.01.2022)