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Mosambik

Mosambik – ein Land, das nicht zur Ruhe kommt

Mosambik ist nicht sehr häufig Gegenstand der Schlagzeilen in den Medien. Zum letzten Mal wurde berichtet, als im März 2021 dschihadistische Rebellen die Küstenstadt Palma in der Provinz Cabo Delgado nach mehrtägiger Belagerung eroberten. Wahllos schossen Milizionäre in der Stadt auf Menschen und Wohngebäude. Auch von Massenenthauptungen war die Rede.

Informationen zum Land

Aktuelle Herausforderungen:

  • Hungersnot
  • Klimawandel
  • Gesundheitssystem

Mosambik - die Probleme im Land

Die Hilfsorganisation „Aktion Deutschland“ schreibt über die Krisenregion: „Cabo Delgado gehört zu den ärmsten Provinzen Mosambiks und wurde 2019 von Wirbelsturm Kenneth schwer gezeichnet. Mit dem sich ausbreitenden Coronavirus und einem seit 2017 schwelenden Konflikt zwischen Islamisten und staatlichen Sicherheitskräften ist die Provinz von drei Krisen gleichzeitig betroffen.“ Damit sind die wichtigsten Ursachen der Probleme in dem Land bereits genannt.

KLIMA UND NATURSCHUTZ

Das Klima in Mosambik ist subtropisch bis tropisch. Dazu gehören starke Niederschläge, vor allem in der Regenzeit von Januar bis April. Neben den Überschwemmungen kommen auch Stürme und Dürren in Mosambik immer häufiger vor. Besonders betroffen sind die Flussgebiete in den Grenzregionen hin zu Südafrika, Simbabwe und Malawi. An den Oberläufen der Flüsse sorgen die extremen Wetterereignisse zur Bodenerosion. An den Unterläufen führen Überschwemmungen häufig zu vielen Todesopfern; Dürren und Hochwasser sind auch Ursachen von Ernteausfällen und Hungersnöten.

BILDUNG UND ZUKUNFT

Dem Staat gelingt es auch nicht, die Infrastruktur auszubauen, schlicht weil das Geld dafür nicht da ist. Darunter leiden auch das Bildungswesen und die medizinische Versorgung. Gerade den Kommunen fehlen die finanziellen Mittel, um die Grundbedürfnisse ihrer Bevölkerung zu erfüllen. Sie bekommen keine ausreichenden Mittel von der Zentralregierung und schöpfen die Möglichkeiten eigener Steuereinnahmen zu wenig aus. Vorhandene Mittel werden oft ineffizient und auch nicht transparent eingesetzt, die Verwaltungen werden auch zu wenig kontrolliert.

INTEGRATION UND TOLERANZ

Dazu kommt eine gewisse Delegitimierung des politischen Systems, wie sich zuletzt bei den Wahlen zeigte. Sie wurden überschattet von Betrugsvorwürfen, Unregelmäßigkeiten, gezielten Tötungen. Die Opposition ließ verlauten, die Wahlen seien weder frei noch fair verlaufen. Dass dies die Autorität staatlichen Handelns weiter untergräbt, liegt auf der Hand.

Derzeitige Lebensbedingungen in Mosambik

Schule

Etwa die Hälfte aller Erwachsenen kann weder lesen noch schreiben. Immerhin ist die Einschulungsquote von 50 % im Jahre 2000 auf 93 % im Jahre 2019 gestiegen. Dies hat aber auch dazu geführt, dass der Druck auf das Schulsystem sehr hoch ist. Es mangelt an qualifizierten Lehrkräften; und die, die es gibt, fehlen oft, zum Beispiel krankheitsbedingt.  Es gibt auch handfeste Hinweise darauf, dass eine hohe Einschulungsquote alleine die Situation der Kinder nicht nachhaltig verbessern konnte. Viele Kinder müssen arbeiten, weil die Familien auf das Geld angewiesen sind. Nur wenige Kinder unter fünf Jahren haben einen Pass, ohne dieses Dokument aber haben sie keinen staatlichen Schutz. Sie sind Missbrauch, Kinderarbeit, Zwangsverheiratung ausgesetzt, werden zum Dienst an der Waffe gezwungen.

Die Probleme in der Grundbildung setzen sich danach fort. „Die Aus- und Fortbildung von Berufsschullehrer*innen ist weder praxis- noch arbeitsmarktorientiert“, schreibt Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit. „Auch die Berufsbildungsangebote sind zu wenig an den Bedarfen des Arbeitsmarkts ausgerichtet und die Inhalte oft praxisfern.“ Jährlich kommen derzeit 450000 Jugendliche auf den Arbeitsmarkt.

Medizin

Defizitär ist auch das Gesundheitssystem, gut ausgestattete Krankenhäuser gibt es nur in den großen Städten. Mosambik hat eine der höchsten HIV-Raten der Welt, es gibt fast eine halbe Million Aids-Waisen. Malaria und Tuberkulose führen ebenfalls zu vielen Todesfällen. Die Krankheiten sind zum Teil auch auf die schlechte Wasserversorgung zurückzuführen.

Wasser

Nicht einmal jeder zweite Bewohner hat Zugang zu sauberem Trinkwasser. In den Flüchtlingscamps sind die hygienischen Zustände katastrophal, es gibt dort keinen Zugang zu sauberem Wasser. In der Folge breitet sich die Cholera immer weiter aus.

ErnäHrung

Trotz internationaler Hilfe werden die Flüchtlinge nicht ausreichend mit Lebensmitteln versorgt, es herrscht Hunger. Die geflüchteten Menschen können ihre in der Heimat zurückgelassenen Felder nicht mehr bestellen, die Lebensmittelproduktion schrumpft, die Versorgungslage wird immer prekärer. „Die Familien erzählten mir alle das gleiche: Ihre Dörfer wurden angegriffen, weshalb sie fliehen mussten. Nun stehen sie ohne Vorräte, ohne Unterkunft und mit wenig bis keiner Nahrung vor dem Nichts. Einige Familien sammeln wilde Früchte, Knollen und Pflanzen zum Essen“, berichtet David Prieto von der Hilfsorganisation David Prieto.

Geographie

Geographie

Mosambik ist ein Land in Südostafrika, am indischen Ozean. Die Nachbarländer sind, von Norden nach Süden, Tansania, Malawi, Sambia, Simbabwe, Südafrika und Eswatini, das frühere Swasiland. Mosambik ist ein wenig mehr als 799.830 Quadratkilometer groß (vgl. goruma) und zählt 30,4 Millionen Einwohner:innen (vgl. statista). Die Hauptstadt Maputo liegt ganz im Süden des Landes; dort wohnen etwa 1,1 Millionen Menschen. Die Bevölkerung wächst um jährlich 2,8 Prozent (vgl. countrymeters) und lebt zu 63,5 Prozent auf dem Land. 40 Prozent der Einwohner*innen sind jünger als 14 Jahre. Die durchschnittliche Lebenserwartung bei der Geburt liegt bei 60,9 Jahre. Die Amtssprache ist portugiesisch, gesprochen werden verschiedene Sprachen aus der Sprachenfamilie der Bantu.

Herausforderung Terrorismus

Es wäre ein Irrtum anzunehmen, nach dem Friedensvertrag des Jahres 2019 sei in Mosamik Ruhe eingekehrt. Seit 2017 kommt es in den nördlichen Landesteilen zu radikal-islamisch motivierten Anschlägen. Ab Mitte 2020 nahmen die Zusammenstöße dieser Kräfte mit den Sicherheitsbehörden nach Häufigkeit und Intensität zu. 730000 Menschen wurden nach

Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks bis heute (2021) vertrieben. „Weitgehend unbeachtet von der Weltöffentlichkeit spielt sich dort eine humanitäre Katastrophe nach der anderen ab“, sagt Ulrich Kny vom kirchlichen Hilfswerk „Kirche in Not“. Es kommt zu vielfältigen Menschenrechtsverletzungen. Berichtet wird auch davon, dass Frauen entführt, missbraucht und gegen ihren Willen verheiratet werden.

Involviert in diese Auseinandersetzungen auch ausländische Kräfte. Zuletzt, im Winter 2021, halfen Streitkräfte aus dem benachbarten Ruanda mit, die strategisch wichtige Hafenstadt Mocimboa da Praia aus den Händen islamistischer Milizen zu befreien. Die EU beschloss im Juli 2021, bei der Ausbildung mosambikanischer Streitkräfte zu helfen. Die Regierung hatte die EU um Hilfe gebeten, einen Kampfeinsatz europäischer Truppen plante die EU nicht. Grenzüberschreitend arbeiten wohl auch die Rebellen – Tansania steht im Verdacht, Rekrutierungs- und Zufluchtsort für die Kämpfer zu sein.

Motive und Ziele der Aufständischen sind nicht genau bekannt. Die Terrororganisation „Islamischer Staat“ reklamierte einzelne Anschläge zwar für sich – aber auch ihre Rolle in dem Konflikt ist aber nicht ganz klar. Angegriffen werden übrigens nicht nur christliche, sondern auch islamische Einrichtungen.

Bildung

Geschichte

Bevor Mosambik am 25. Juni 1975 nach vorausgegangenem Befreiungskampf selbstständig wurde, stand es rund 400 Jahre unter portugiesischer Einflussnahme, zuletzt als Kolonie. Dabei waren die Grenzen ohne Rücksicht auf bestehende Kulturen gezogen worden, sodass sich die arabisch geprägte Swahili-Kultur mit Gebieten im Landesinnern in einem Staat verbunden fanden, die zuvor zu größeren afrikanischen Reichen gehört hatten. Nach Erlangung der Unabhängigkeit wurde Mosambik eine Präsidialdemokratie mit einem Staatspräsidenten an der Spitze der Exekutive.

Regierungspartei ist die frühere Einheitspartei FRELIMO, die oppositionelle RENAMO ist aus der gleichnamigen Rebellenbewegung hervorgegangen. Seit 2009 gibt es noch die Demokratische Bewegung für Mosambik (MDM). Mehrparteiensystem und Marktwirtschaft sind seit 1990 in der Verfassung verankert. Präsident ist seit 2014 der FRELIMO-Politiker Filipe Nyusi.

All dies klingt allerdings nach einer Stabilität, die es nie gab; bereits 1976 begann ein 16 Jahre währender Bürgerkrieg. Gegenüber standen sich die Regierungskräfte, gestützt von der damals marxistisch ausgerichteten Frente de Libertação de Moçambique (FRELIMO) auf der einen Seite und die Rebellenbewegung Resistência Nacional Moçambicana (RENAMO). Bis zu einer ersten Vereinbarung über die Beendigung des Bürgerkrieges forderte dieser eine Million Todesopfer. 1,7 Millionen Menschen trieb er in die Flucht. Nach Abschluss eines Friedensvertrages im Jahre 1992 gelang eine gewisse Stabilisierung mit Hilfe von UN-Friedenstruppen.

Im vergangenen Jahrzehnt, vor allem ab 2013, brachen die alten Gegensätze aber wieder auf. Die RENAMO kündigte schließlich das Friedensabkommen von 1992. 2014 begann ein erneuter Friedensprozess, der immer wieder von Rückschlägen gekennzeichnet war. 2016 konnte eine Feuerpause vereinbart werden, am 1. August 2019 ein Waffenstillstandsvertrag. Am 6. August 2019 wurde ein Friedensvertrag unterzeichnet. Eine Hypothek des Bürgerkrieges blieben zwei Millionen Landminen, die in dieser Zeit gelegt wurden. Mehr als 10000 Menschen sind durch diese Minen getötet worden.

Ökonomie

Ökonomie

Nach der Erlangung der Unabhängigkeit ein langer Bürgerrkrieg, dann nach kurzer Pause immer wieder Unruhen, in den letzten Jahren schließlich islamistischer Terrorismus – es wäre eine Überraschung, hätte es in Mosambik eine gute wirtschaftliche Entwicklung und entsprechende soziale Verhältnisse gegeben. Die Realität ist eine andere. 70 % der Bewohner*innen leben unterhalb der Armutsgrenze. Mosambik ist eines der am wenigsten entwickelten Länder der Welt, gehört zu den zehn ärmsten Ländern überhaupt.

Zwischendurch gab es Hoffnungsschimmer: Nach dem Waffenstillstand gab es durchaus erste Erfolge beim Wiederaufbau des Landes. Der Abbau von Rohstoffen trieb auch das Wirtschaftswachstum stark an. Aber die Entwicklung wird beeinträchtigt durch ein geringes Bildungsniveau, Korruption, Naturkatastrophen und Überschuldung des Staates. „Die Hoffnungen, dass nach Ende des Bürgerkriegs 1992 alles besser wird, haben sich nicht erfüllt“, lautet die ernüchternde Bilanz.

Beispielhaft sind die Gefechte in der Grenzregion zu Tansania im Frühjahr 2021. Dort übernahmen Islamisten die Kontrolle, und der französische Energiekonzern Total musste mehr als 1000 Mitarbeiter in Sicherheit bringen. Total ist dort an einem 176 Milliarden Euro teuren Flüssiggasprojekt beteiligt. Die geplante Wiederankurbelung des Projektes fiel vorerst aus. Und auch andere Vorhaben zur Nutzung dieser Energiereserven werden in Frage gestellt.

Dabei sind dies zentrale Projekte, ausländische Investitionen konzentrieren sich auf die Gewinnung von Kohle und Gas, denn es gibt umfangreiche Reserven. Allenfalls noch die Landwirtschaft und die Infrastruktur finden die Aufmerksamkeit ausländischer Investoren, allerdings blockieren Unruhen und Bürgerkrieg auch solche Projekte.

Es wird auch kritisiert, dass die Menschen keine guten Aussichten darauf hätten, in angemessenem Umfang an dem Reichtum partizipieren zu können, den die Ausbeutung der Gasfelder und anderer Rohstoffvorkommen verspricht. Demnach scheint es noch nicht gelungen zu sein, den Menschen dort echte Perspektiven zu vermitteln. Deshalb bleiben sie in einer Situation, in der die auch für islamistische Propaganda empfänglich werden können – was wiederum die Konflikte in der Region verstärkt. Und nicht nur hemmen die bewaffneten Auseinandersetzungen die wirtschaftliche Entwicklung, sondern umgekehrt hat der blanke Hunger auch schon zu Revolten geführt und so zusätzliche Unruhe gebracht. Politische Konflikte, wirtschaftliche Probleme und soziale Unruhen bilden somit einen Teufelskreis.

Die Bewohner Mosambiks auf dem Land leben zu einem großen Teil als Selbstversorgungsbauern oder als Fischer. Von den landwirtschaftlichen Erzeugnissen, die vermarktet werden, spielen Tee, Baumwolle, Zuckerrohr und Cashewnüsse die größte Rolle. Allerdings gibt es eine kontinuierliche Landflucht, ohne dass dies für die Menschen eine Garantie dafür ist, in bessere soziale Verhältnisse zu gelangen. 75 Prozent der Stadtbewohner leben in Slums oder informellen Siedlungen, wo es keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser gibt, keine sanitären Einrichtungen, kein Gesundheitssystem. Die Verhältnisse in Mosambik haben über viele Jahre dafür gesorgt, dass viele auf der Suche nach Arbeit nach Südafrika ausgewandert sind.

Ein Staat, der zu scheitern droht

Zu den Problemen Mosambiks gehört, dass der Staat viele seiner Aufgaben nur unzureichend erfüllen kann. Zu diesen Aufgaben gehört die innere Sicherheit. Festzustellen ist ein überdurchschnittliches Kriminalitätsniveau vor allem in den Städten. Dabei kommt es auch zu Entführungen, die alleine auf die Erpressung von Lösegeldern abzielen. „Drogenhandel, Geldwäsche und Kinderhandel werden in Mosambik kaum kontrolliert und selten bestraft. Da staatliche und polizeiliche Kontrolle fehlen, kommt Lynchjustiz häufig vor.“

Ein Problem ist auch die Rückständigkeit des Finanzwesens. So schildert die KFW die Situation: „Rechnungen überweisen, Geld abheben, fürs Alter oder schlechte Zeiten sparen – für die Mehrheit der Bevölkerung in Mosambik sind Finanzdienstleistungen nicht selbstverständlich. Ihre Löhne erhalten die meisten in bar. Das liegt zum einen daran, dass es auf dem Land kaum Bankfilialen oder Mikrofinanzinstitution gibt und zudem die Transaktionskosten sehr hoch sind. Zum anderen fehlt es generell an Vertrauen in das Finanzsystem.“

Quellen:

countrymeters.info. Mosambik Bevölkerung; URL: https://countrymeters.info/de/Mozambique#:~:text=Mosambik%3A%20Demografie%202021&text=Januar%202022%20wurde%20die%20Bev%C3%B6lkerung,31.674.705%20Einwohnern%20im%20Vorjahr. (zuletzt aufgerufen am 05.03.2022) 

goruma. Mosambik: Geografie und Landkarte; URL: https://www.goruma.de/laender/afrika/mosambik/landkarte-geografie (zuletzt aufgerufen am 05.03.2022)

statista. Mosambik: Gesamtbevölkerung von 1980 bis 2015 und Prognosen bis 2026(Stand: 21.01.2022)