02.08.2022

Doppelinterview mit Judith Wurm und Marian Wurm - Gründer:innen und Vorstandsmitglieder der The Helping People Stiftung

  1. Hallo Judith und Marian, schön, dass wir euch beide heute näher kennenlernen und vorstellen dürfen. Als Gründer:innen und Vorständin sowie Vorstand seid ihr beide die Köpfe hinter der THE HELPING PEOPLE Stiftung. Wie kam der Stein damals ins Rollen?

    Marian Wurm: Ich habe im April 2021 einen Investor für das weitere Wachstum der Löwenstark Digital Group GmbH an Bord geholt und einen Teil meiner Firmenanteile verkauft. Das war keine einfache Entscheidung, denn 15 Jahre lang war die Löwenstark mein berufliches Ein und Alles. Aber ich wollte auch mal etwas anderes machen, auch wenn ich zu dem Zeitpunkt noch gar nicht wusste, was das sein wird (lacht). Trotzdem kam bei Judith und mir schnell die Frage auf, wie es nun weitergeht und für was wir unsere Fähigkeiten einsetzen wollen. Eines war uns klar: Wir wollen Menschen, denen es nicht so gut geht, irgendwie helfen. Gespendet haben wir schon oft, aber wir haben entschieden darüber hinaus mehr tun zu wollen. Und so kam die Idee mit der Stiftung.

    Judith Wurm: Der Anteilsverkauf war eine aufregende Zeit, Löwenstark war ein wichtiger Teil unseres Lebens, natürlich besonders für Marian, aber auch für mich, obwohl ich dort nie gearbeitet habe. Der Verkauf hat uns vor ganz neue Entscheidungen gestellt, aber die Idee mit der Stiftung war uns irgendwie völlig klar! Durch meinen beruflichen Background als Sozialpädagogin und den Einblicken und Erfahrungen war schnell klar, dass wir eigene Projekte anschieben wollen, um jungen Menschen bessere Startmöglichkeiten zu ermöglichen.

  2. Judith, du kannst bereits jetzt auf einen spannenden Lebenslauf mit unterschiedlichen Themenschwerpunkten zurückblicken. Inwieweit spielen diese Erfahrungen eine Rolle für THE HELPING PEOPLE?

    Judith Wurm: Beruflich hat mich die Stadt Wolfsburg stark geprägt. Öffentlicher Dienst klingt vielleicht erst mal nicht so spannend, aber ich muss sagen, dass ich häufig an spannenden Projekten arbeiten durfte. Eigene Ideen und Konzepte waren willkommen. Mein Fokus lag oft auf Kindern und Jugendlichen. Als Leiterin des Integrationsreferates habe ich Kenntnisse in den Themenfeldern Flucht und Einwanderung hinzubekommen. Natürlich haben diese Stationen und Erfahrungen eine große Bedeutung, sowohl bei der inhaltlichen Ausrichtung der Stiftung, als auch bei der Zusammenarbeit mit unseren Kooperationspartner:innen und Spender:innen. Mir ist es wichtig, dass unsere Projekte gezielt die Lebensbedingungen von Menschen verbessern, nachhaltig wirken und controlled werden.

  3. Es wird deutlich, dass ihr beide unterschiedliche Backgrounds mitbringt. Inwieweit ist das ein Vorteil für die THE HELPING PEOPLE Stiftung, Marian?

    Marian Wurm: Das war schon immer spannend bei uns! In unterschiedlichen beruflichen Feldern Experte oder Expertin zu sein, ist unglaublich bereichernd. Judith ist die Expertin und erste Ansprechpartnerin, wenn es um inhaltliche Frage geht. Sie hat insbesondere bei der Auswahl unserer Projekte, den Partner-NGOs und dem inhaltlichen Controlling den Hut auf. Die Marketing- und Finanzwelt dagegen ist mein Steckenpferd. Es sind alles wichtige Bausteine, die gut ineinander greifen müssen. Mit wachsender Bekanntheit der Stiftung und dem damit verbundenen wachsenden Spendenvolumen können wir weitere Projekte umsetzen. Wir ergänzen uns also sehr gut!

  4. Judith, wie wählt ihr eure Projekte aus und worauf legt ihr in der Zusammenarbeit mit den NGOs wert?

    Judith Wurm: Wir knüpfen an bestehende Konzepte, Projekte und Strukturen an. In der Zusammenarbeit mit den NGOs ist es uns wichtig, dass die nachhaltige Verbesserung der Lebensbedingungen der Menschen vor Ort im Fokus steht. Dass die Projekte nach Zielen ausgerichtet sind und ausgewertet werden ist mir total wichtig. Qualität und der sinnvolle, nachhaltige Einsatz von Ressourcen müssen passen!

  5. Würdest du sagen, dass die THE HELPING PEOPLE FOUNDATION sich von anderen Stiftungen unterscheidet, Marian? Wenn ja, wodurch?

    Marian Wurm: Ja, total (lacht). Wir arbeiten komplett ehrenamtlich und entstehende Kosten, z. B. Sachkosten oder Dienstleistungen, übernehmen Judith und ich. So können 100% der Spenden in die Projekte fließen. Ich glaube, dass das für Spender:innen ein wichtiger Faktor ist, denn das Geld kommt ohne Umwege bei den Menschen an. Gleichzeitig legen wir großen Wert auf Transparenz und Mitbestimmung: Unsere Spender:innen wählen selbstständig ein Projekt für ihre Spende aus. Wir informieren regelmäßig über die Entwicklung des Projektes, sodass sie wissen, was mit dem Geld passiert. Und auch für die Zukunft haben wir spannende Ideen, die uns von vielen anderen Stiftungen unterscheiden.

    Judith Wurm: Wir wollen uns sogar unterscheiden! Die Stiftungswelt kann einem schon etwas trocken und unsexy vorkommen. Zumindest empfinde ich es teilweise so. Unsere Stiftung ist jung, frisch und etwas grün hinter den Ohren (lacht) und dabei aber absolut transparent und zielorientiert.

  6. Was sind die nächsten konkrete Entwicklungsschritte für die THE HELPING PEOPLE Stiftung? Welche Ideen wollt ihr zeitnah umsetzen?

    Judith Wurm: Im nächsten Schritt wollen wir unsere Fokusthemen schärfen. Wir haben entschieden, dass wir uns zukünftig auf den Bereich Bildung und Zukunft fokussieren. Bildung ist der Schlüssel für ein selbstbestimmtes Leben. Die Perspektive einer Zukunft im Heimatland ist das, woran wir zukünftig stark arbeiten werden. Wir wollen Mädchen viel stärker in den Fokus nehmen und den Kindern durch einen Schulabschluss eine Berufsausbildung und Arbeit ermöglichen. Durch ein stabiles Bildungssystem machen strukturschwache Länder einen wichtigen Entwicklungsschritt. Unser Ziel ist es, hierfür nachhaltige Strukturen zu etablieren.

    Marian Wurm: Der Arbeitsaufwand hat sich in den letzten Monaten extrem gesteigert, sodass wir zu dem Entschluss gekommen sind, dass wir perspektivisch eine Geschäftsführung für die Stiftung benötigen. Ein Team aufzubauen und das Stiftungsprofil zu schärfen sind wichtig, um unsere eigenen Qualitätsmerkmale zu erreichen und die Stiftung weiterentwickeln zu können. Es wird noch viel passieren und vor uns liegt eine spannende Zeit!