19.07.2022

Doppelinterview mit Timo Abid und Devah Falcone – Spender und Verantwortliche der „Schulerweiterung"

  1. Hallo Devah und Timo, toll, dass ihr euch die Zeit für ein kurzes Gespräch mit uns genommen habt! Ihr seid beide in unterschiedlichen Funktionen als HELPING PEOPLE aktiv – was genau macht ihr?

    Timo Abid: Meine lange und spannende Reise als Gründer, Gesellschafter und bis zuletzt CEO der detailM-Gruppe hat mich schließlich zu einem Unterstützer der THE HELPING PEOPLE Stiftung gemacht. Ich möchte mit meiner Spende gezielt Kinder in Afghanistan unterstützen, sodass sie die Möglichkeit auf Bildung erhalten und schließlich auf ihre persönliche Entwicklungsreise gehen können.

    Devah Falcone: Ich bin als Vorstandsvorsitzende des Vereins “Bildung für Kinder in Afghanistan” aktiv. Unser Ziel ist es, Kindern, die vor allem aus geografischen Gründen keinen Zugang zu Bildung haben, den Schulbesuch zu ermöglichen. Gemeinsam mit der THE HELPING PEOPLE Stiftung und der großzügigen Spende von Timo sind wir aktuell in der Projektierung für den Bau eines Schulgebäudes im Ferdausi Flüchtlingscamp in Mazar-e-Sharif in Afghanistan.

  2. Timo, die THE HELPING PEOPLE Stiftung agiert in verschiedenen Themenbereichen und Ländern. Wieso hast du dich explizit für ein Schulprojekt in Afghanistan entschieden?

    Timo Abid: Ich hatte viele Möglichkeiten mich auszuprobieren, zu wachsen und letztlich an dem heutigen Punkt meines Lebens anzukommen. Dafür bin ich sehr dankbar. Nun habe ich die Gelegenheit etwas zurückzugeben und mit meiner Spende einen kleinen Beitrag zu leisten. Kinder in Afghanistan, deren Alltag von Krieg und Terror geprägt ist, können mit einem Bildungsangebot einen wichtigen Schritt machen, um ihre beruflichen Träume zu verfolgen und ihren eigenen Weg einzuschlagen.

  3. Wie ist die Situation im Flüchtlingscamp in Mazar-e-Sharif, Devah? Wieso wird ein weiteres Schulgebäude benötigt?

    Devah Falcone: Im Ferdausi Flüchtlingscamp in Mazar-e-Sharif leben seit 2016 mehr als 300 Familien. Vor zwei Jahren wurde dort bereits eine Schule gebaut, allerdings reicht das Gebäude bei ca. 288 Schüler:innen nicht mehr aus – zumal die Zahl der schulpflichtigen Kinder steigt. Damit alle Kinder unterrichtet werden können, werden sie in einem 3-Schichtsystem unterrichtet, wodurch die Unterrichtsstunde von 45 Min. auf 35 Min. reduziert wird – das ist ein Nachteil für die Kinder, den wir aufheben möchten. Deswegen werden wir ein Schulgebäude mit vier Klassen bauen, umso dem Bedarf gerecht zu werden und die Strukturen zu stärken.

  4. Wieso hast du dich für eine Spende an die THE HELPING PEOPLE Stiftung entschieden, Timo? Wie hast du bisher die Zusammenarbeit erlebt?

    Timo Abid: Die Grundsätze und Ziele der Stiftung passen sehr gut zu meinen Werten und mir persönlich wichtigen Themen. Sicherlich hätte ich meine Spende auch an einer anderen Stelle einbringen können, aber der persönliche Kontakt und das aktive Informieren durch die THE HELPING PEOPLE Stiftung hat mich überzeugt. Ich mag die freundschaftliche und dennoch hochprofessionelle Umgangsart. Meine Unterstützung und das durch mich geförderte Projekt werden wertgeschätzt – hier habe ich nicht das Gefühl einer von vielen zu sein, sondern gezielt etwas zu bewirken und einen wichtigen Beitrag zu leisten. Das ist klasse!

  5. Devah, kannst du etwas zum Alltag der Kinder im Flüchtlingscamp Mazar-e-Sharif berichten? Welche Rolle spielt in diesem Kontext der Schulbesuch?

    Devah Falcone: Die Familien leben seit einigen Jahren in einer Art Schwebezustand und in einem Umfeld, das nicht ideal für Kinder ist und in dem sie sich nicht frei entfalten können. Die Schule gibt ihnen Struktur, Hoffnung und die Perspektive auf ein selbstbestimmtes Leben und eine bessere Zukunft. Wenn ich Kinder in Afghanistan frage was sie werden wollen, antworten sie oftmals, dass sie später einen Beruf ausüben möchten, der den Menschen in Afghanistan hilft und das Land wieder aufbaut. Ich hoffe sehr, dass ihre Träume werden wahr.

  6. Die aktuellen internationalen Herausforderungen könnten kaum größer sein und es gibt viel zu tun – welches Herzensthema möchtet ihr angehen bzw. wieder verstärkt in den gesellschaftlichen Fokus rücken?

    Timo Abid: Jedes globale Ereignis, ob Pandemie oder Krieg, hat Auswirkungen auf die gesamte Weltbevölkerung. Es wäre falsch, wenn wir die Menschen in Afghanistan oder in Afrika, aufgrund der Pandemie und des Ukraine-Kriegs, vergessen. Wir müssen versuchen, auch die im Blick zu behalten, die medial in der zweiten Reihe stehen und wenig Gehör für ihre Lebenssituation erhalten. Deswegen finde ich es wichtig, dass Herausforderungen ganzheitlicher und nicht nur im europäischen Raum angegangen werden. Niemand sollte vergessen werden, aufgrund der Nationalität.

    Devah Falcone: Ich kann mich Timos Statement nur anschließen. Es ist nicht nur sehr schade, sondern verheerend, dass Afghanistan aktuell wieder in Vergessenheit gerät – das Leid der Afghan:innen scheint in gewisser Weise Normalzustand für viele Menschen zu sein. Tatsächlich hat der Großteil der afghanischen Bevölkerung keinen einzigen Tag des Friedens erleben dürfen. Dabei geht es aber auch um so viel mehr als um die politische Situation – Afghanistan steht vor einer katastrophalen humanitären Krise. Zunächst einmal gilt es, diese Krise zu bewältigen und den Menschen dabei zu helfen, zu überleben. Und natürlich werden wir weiter verstärkt die Bildungsinfrastruktur in den ländlichen Regionen stärken, denn wie Mandela schon richtig erkannt hat: „Bildung ist die mächtigste Waffe, um die Welt zu verändern.“ Ich bin der festen Überzeugung, dass Bildung der Schlüssel für ein stabiles und friedliches Afghanistan sein wird.

Projektvorstellung "Schulerweiterung" in Mazar-e-Sharif

Der Verein „Bildung für Kinder in Afghanistan“ hat es sich zum Ziel gesetzt, dass in Afghanistan, in Regionen mit geografischen Herausforderungen, die Möglichkeit geschaffen wird, dass auch dort möglichst viele Kinder eine Schule besuchen können. Im Ferdausi Camp in Mazar-e-Sharif leben zur Zeit über 300 Familien sowie 288 Schüler:innen. Insgesamt neun Klassen (zwei 1. Klassen,  zwei 2. Klassen, drei 3. Klassen und zwei 4. Klassen) werden momentan in einem 3-Schichtsystem unterrichtet. Das hat wiederum zur Folge, dass die Schulstunden von 45 Minuten auf 35 Minuten Unterrichtszeit verkürzt werden mussten. Um dem steigenden Bedarf gerecht zu werden, sollen vier weitere Klassenräume für insgesamt 30.000 € gebaut werden.

THE HELPING PEOPLE FOUNDATION unterstützt das Projekt mit einem Spendenvolumen von 10.000 €. Dadurch hat der Verein „Bildung für Kinder in Afghanistan“ die Möglichkeit die Schulerweiterung zu bauen und gleichzeitig humanitäre Hilfe zu leisten.